Hinter den Kulissen der Sulzbach-Rosenberger Gastronomie: „Schlemmerwochen sind zeitgemäß“

Der gute Ruf der Sulzbach-Rosenberger Schlemmerwochen muss nicht gesondert hervorgehoben werden. Auch in Krisenzeiten wollen die Gastronomen ihrer Leistungsfähigkeit zeigen. Doch es gibt auch kritische Stimmen.

Text von Heidi Franitza

„Die Lage ist nicht rosig, aber wir sind trotzdem optimistisch.“ Mit diesen Worten eröffnete Inge Girbert, Vorsitzende der Ortsgruppe Sulzbach-Rosenberg des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) die 34. Schlemmerwochen in Neukirchen im Gasthof Neukirchner Hof. Sie fuhr fort: „Trotz Corona, Energiekrise und Ukraine-Krieg wollen wir den Menschen ein bisschen Freude bereiten, und hiermit eröffne ich die alljährlichen Schlemmerwochen!“

In ihren beiden Sätzen sind jedoch auch eine Menge Fragen versteckt. Denn kaum hatte die Gastrobranche nach den Lockdowns ein Licht am Ende des Tunnels gesehen, wurden sie mit Energiekrise und explodierenden Preisen konfrontiert. Wie lange kann das die Branche aushalten? Und sie muss sich auch die Frage gefallen lassen, ob angesichts der Lage Schlemmerwochen noch zeitgemäß sind?

Bild des Leistungsspektrums

Martin Lotter vom Hotelgasthof „Zum Bartl“ hatte als Antwort eine Gegenfrage: „Wir sind das einzige Gasthaus, das seit Anfang an bei den Schlemmerwochen dabei ist. Warum sollten wir diese schöne Tradition brechen und jetzt bei der 34. Veranstaltung fehlen?“ Die Schlemmerwochen seien nicht nur ein Angebot für die Bevölkerung und den Tourismus, sie zeigen auch das Leistungsspektrum unserer Gastronomie. Damit wies Lotter auf den Themenbereich der Schlemmerwochen hin. Die acht Wirte nehmen ihre Gäste auf eine kulinarische Weltreise mit, unter anderem mit Zwischenstopps in Italien, Schottland, Spanien, Frankreich oder Griechenland. Das Landhotel Weißes Ross entführt die Gäste sogar zu den Gaumenfreuden der malaysischen Küche. Die Preise für die Gerichte der Schlemmerwochen sind wertig und angemessen. Alt-Schlemmerwirt Lotter hat dafür eine einfache Begründung: „Wir kalkulieren unsere Preise immer so, dass für jede Geldbeutel-Größe etwas dabei ist!“ Seine Kollegen sind mit ihm „d’accord“, um im internationalen Jargon des Schlemmerwochen-Themas zu bleiben.

„Qualität und Service sind das Maß, an dem die Gastronomie gemessen wird!“ Diesen Satz unterschreibt auch Andreas Laurer vom gleichnamigen Gasthof in Sunzendorf, der 2019 eine Auszeichnung vom Gourmetmagazin Falstaff erhalten hat. Dass man beim Einkauf mit stetig steigenden Preisen konfrontiert wird, davon kann auch Leo Doci vom Imperatore ein Lied singen. „Wir verwenden ja viele Milchprodukte wie Mozzarella oder Sahne. Da sind mir die Preissteigerungen besonders aufgefallen!“ Der Preisindex von Frittierfett tangiert ihn wie auch seine Schlemmer-Kollegen weniger. Den erhöhten Mehlpreis bemerke er schon. „Solange es sich aber in einem akzeptablen Rahmen hält ..!“ Den Satz beendete Leo nicht. Es sollte heißen, dass solche Preissteigerungen von der Kalkulation abgefangen werden.

Energiepreise als Belastung

Das Thema Energiepreise verursacht dann doch so manche kritische Stirnfalte. Noch profitiere man von langfristigen Lieferverträgen, so Christian Sperber. Man hofft auf einen milden Winter. Am Ende werde im nächsten Frühjahr das Saldo für die Heizperiode errechnet, sowohl von den Gastwirten als auch von der Bevölkerung. „Hoffen wir, dass wir mit unseren Preiskalkulationen dann nicht hinterher hecheln und es ein böses Erwachen gibt“, so Diplom-Braumeister Christian Sperber. Auch Nicolas Luber vom Gasthof „Zum Wulfen“ beobachtet die Preisentwicklung in allen Bereichen. „Unser Kerngeschäft sind Hochzeiten und Veranstaltungen“, argumentiert er und bestätigt damit auch die Entscheidung und die Investition für den Umbau und die Sanierung des Gasthauses ab August 2017 bis Januar 2018. Geheiratet werde immer, aber ein Ruhekissen sei das nicht. Keine Probleme habe er bei Personalfragen.

Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) haben Gaststätten und Hotels im Coronajahr 2020 rund 216 000 Beschäftigte verloren. Es fehlen der Branche Köche, Servicekräfte und Hotelangestellte. Richard Kölbel vom Gasthaus „Zum Ritter“ würde gern wieder zwei Koch-Lehrlinge einstellen. „Bislang habe ich vergeblich unsere Lehrstellen ausgeschrieben. Am Verdienst kann es nicht liegen und auch über gesplittete Arbeitszeiten kann man reden!“

Positiver Blick in die Zukunft

DEHOGA-Geschäftsführerin und Arbeitsmarktexpertin Sandra Warden sieht aber durchaus positiv in die Zukunft. In einem Interview sagte sie: „Nachdem es während der Corona-Lockdowns im Gastgewerbe keine neuen Tarifabschlüsse gab, wurden in den letzten Monaten Entgelttarifverträge mit deutlichen Lohnerhöhungen im zweistelligen Prozentbereich abgeschlossen. Dadurch soll wieder an die positive Beschäftigungsentwicklung vor Beginn der Pandemie angeknüpft werden. Auch die tariflichen Ausbildungsvergütungen steigen stark an, was ein wichtiges Signal für die Fachkräftesicherung darstellt.“

Die eingangs gestellte Frage, ob Schlemmerwochen noch zeitgemäß sind, muss mit einem klaren Ja beantwortet werden. Die Gespräche mit den Wirten haben gezeigt, dass man diese Veranstaltung in einem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext betrachten muss. Bei diesem Thema darf man nicht nur Saltimbocca oder Steak Café de Paris im Vordergrund sehen, sondern man muss schon am Teller vorbei hinter die Kulissen blicken.

Mehr zu den 34. Sulzbach-Rosenberger Schlemmerwochen

Internationale Genüsse bei Sulzbach-Rosenberger Schlemmerwochen 2022 ab 15. Oktober

Sulzbach-Rosenberg 11.10.2022

Hintergrund: Schlemmerwirte vom 15. Oktober bis 15. November

  • Hotelgasthof Zum Wulfen
  • Ristorante Imperatore
  • Brauereigasthof Sperber
  • Hotelgasthof zum Bartl
  • Landhotel Weißes Ross/Illschwang
  • Gasthaus Zum Ritter/Eckeltshof
  • Landhotel Neukirchener Hof
  • Gasthaus Laurer/Sunzendorf